Mit ihrem fünften Enne-von-Lilienthal-Roman, "Potsdamer Intrigen" geht die Stahnsdorfer Autorin Carla Maria Heinze auf Lesetour in ihrer Heimat.
„Potsdamer Intrigen“ ist das komplexeste Werk der Schriftstellerin Carla Maria Heinze. Verschlungen sind diesmal nicht nur die Beziehungen der vielen Personen zueinander, sondern auch ihre Motive für zwei Morde. Die Potsdamer Kriminalisten brauchen in dem inzwischen fünften Roman der Enne-von-Lilienthal-Reihe lange, um die Zusammenhänge zwischen der Toten in einer Geschirrspülmaschine der Landtagskantine und dem Toten im Wasserbassin auf dem Ruinenpark von Sanssouci zu entdecken.
Hinweis auf die „verlassenen Kinder“ in der DDR
Um den Täter zu finden, führen die Ermittlungen abermals in die DDR-Vergangenheit. Dass dabei einige Akteure inzwischen ihre Identitäten getauscht haben oder andere Namen tragen, macht die Sache kompliziert. Schwer durchschaubar sind nicht nur Verkettungen aus Machenschaften von früheren Parteifunktionären und Stasi-Leuten, die das lange Schweigen von Zeitzeugen deckt. Sondern es spielen auch noch die verlassenen Kinder von „Republikflüchtlingen“ eine Rolle.
Eine Geschichte, die nur wenige kennen, und die selbst die damals kleinen Betroffenen vergaßen. Aber mehr als 30 Jahre später erfährt einer dieser einstigen Jungen davon und geht auf Rachefeldzug. Damit macht er sich selbst zum Handlanger eines anderen Racheengels. Wie das alles zusammenhängt und was in der Vergangenheit vorgefallen ist, das erfährt der Leser stückweise. Jedoch bleiben die historischen Begebenheiten fiktiv. Ein im Buch genanntes Justizopfer etwa, hat mit dem wirklichen letzten 1981 vollstreckten Todesurteil in der DDR wenig zu tun.
Es ist die Kunst von Heinze, trotz Andeutungen die Wahrheit lange im Verborgenen zu halten. Es werden auch einige Personen eingeführt, die nur zufällig Zeugen der Taten werden, während sich andere angebliche Zufälligkeiten als Unachtsamkeiten der wahren Akteure herausstellen. Und es braucht auch wieder die unkonventionellen Methoden der pensionierten Fallanalytikerin Enne von Lilienthal. Ohne die könnte ihr Sohn, Maik von Lilienthal, als Chef der Mordkommission nur schwerlich den Fall lösen.
Oder besser gesagt, leitet diesmal seine ihm untergebene Lebenspartnerin, Susanne Riemeister, die Ermittlungen. Der Leser erlebt aber in einem zweiten Erzählstrang keine Liebesgeschichte, sondern innere Befindlichkeiten eines Paares, das sich soeben getrennt hatte. Dass auch diese Beziehung am Ende eine überraschende Wendung erfährt, ermöglicht zumindest ein Auftauchen von Riemann in einer 6. Fortsetzung der Krimireihe. Jedenfalls schließt die Autorin nicht ein weiteres Buch aus.
Heinze ist mit "Miss Marple" aufgewachsen
Die in Kleinmachnow aufgewachsene Carla Maria Heinze sagt, dass sie die Lust am Schreiben früh entdeckte. Dabei waren es eher Alltagsgeschichten, die sie in Anthologien veröffentlichte. „Man fängt klein an“, meint sie. Sie sei in „einer Lesefamilie“ groß geworden. Im Haus der Großeltern in Stahnsdorf, in dem sie heute lebt, fand sie Romane von Agatha-Christie. Die britische Autorin nennt sie als eines ihrer Vorbilder. Das verwundert nicht: Enne erinnert an Miss Marple. So wie ihr Mr. Stringer half, so steht Enne ihr pensionierter Kollege Richard Körner zur Seite. Die Bridge-Runden in Ennes Haus besucht ein aktiver Gerichtsmediziner, der sie mit aktuellen Details versorgt.
Als die Autorin Heinze ihre Arbeit verlor, besuchte sie einen Schreibkurs und stieß danach auf das Schriftstellerinnen-Netzwerk „Mörderische Schwestern“. „Vorher hatte ich es gar nicht so mit Krimis“, bekennt sie. Aber da sie dort eine Lesebühne fand, entdeckte sie Gefallen daran. Und erschrieb sich seit 2014 mit ihren Brandenburgisch-Potsdamer Krimis eine treue Fangemeinde.
Carla Maria Heinze: Potsdamer Intrigen. Emons 2024, Broschur, 285 Seiten. 14 Euro.
Die Autorin liest demnächst mehrmals in der Region: am Mittwoch, dem 8. Mai 2024, um 19 Uhr im Rathaus Kleinmachnow am Adolf-Grimme-Ring 10 (Tickets zu 8, ermäßigt 6 Euro in der Buchhandlung Natura am Rathausmarkt). Außerdem am Sonnabend, dem 11. Mai 2024, um 17.30 Uhr im Café Michendorf an der Potsdamer Straße 67 (Eintritt 10 Euro, Reservierung unter info@cafe-michendorf.de oder Tel. 033205 608811). Nochmals am Donnerstag, dem 13. Juni, um 19 Uhr in der Bibliothek Nuthetal, Zum Springbruch 6, (Eintritt 7 Euro, Anmeldung unter evelin.mueller@nuthetal.de oder Tel. (033200) 529391). Nach Luckenwalde kommt Heinze am Donnerstag, dem 26. September 2024, um 19 Uhr in die Bibliothek im Bahnhof am Bahnhofplatz 5. Reservierungen unter E-Mail bibliothek@uckenwalde.de oder Tel. (03371) 403340.